Eine Diskussion über die Post-Westfälische Weltordnung: Wie machen wir weiter – jenseits von Nationalstaaten? Mit welchen Konzepten, in welcher Sprache, mit welchen Gesetzen können und wollen wir leben?

 

In den Jahren 2020 und 2021 eröffnet das Center for Literature ein Labor, gemeinsam mit internationalen Künstler*innen und vielen Verbänden, Vereinen und Initiativen der Region. Wir denken nach. Über Westfälisches und Post-Westfälisches. Ja, richtig gelesen.

 

Denn Westfalen gilt in Deutschland als Region der sturen Gemüter, frommen Kirchgänger*innen und (kulturell) der harten Bretter. Außerhalb der Republik aber steht »West- phalia« für etwas ganz anderes, nämlich für ein politisches Konzept, genauer: für das System der souveränen National- staaten, das 1648 mit dem Westfälischen Frieden aus dem Dreißigjährigen Krieg hervorging.

 

Und in der Politikwissenschaft und der postkolonialen The- orie gibt es seit einigen Jahrzehnten auch »Post-Westphalia« – eine Welt, die in den transnationalen Arbeiten von NGOs oder in der Vision eines Vereinten Europas aufscheint. Im Labor »Post-Westphalia« treffen herausragende Künst- ler*innen zusammen. Und reden.

 

An diesem Abend kommen Menschen aus Institutionen und Initiativen hinzu. Deren Arbeit dreht sich auf völlig unter- schiedliche Weise um Kunst und Kultur, mal international aufgestellt, mal bezogen auf das, was so einfach und nah erscheint und doch komplex ist: Heimat. Mit dem Westfä- lischen Heimatbund, dem Westfälischen Kunstverein, dem Integrationsrat der Stadt Münster und der Afrika-Kooperative Münster diskutieren wir.

 

Angesichts der erstarkenden Nationalismen in West- und Osteuropa, Nord- und Südamerika, in Russland und der Türkei, angesichts von failed states wie Afghanistan oder Sachsen: Was ist die Verantwortung einer internationalen Bürger*innengesell- schaft? Was verändert sich, wenn Menschen nicht mehr nur einen Wohnsitz haben, sondern zwischen Staaten und Kontinenten pendeln? Oder wenn sie ihre Heimat verlieren? Kann das World Wide Web uns helfen, ein neues Verständnis dessen zu ent- wickeln, was Staaten sind? Ist es in der Kunst möglich, über diese Post-Westfälische Weltordnung zu sprechen? Und wie klingt eine Sprache dieser mehrsprachigen Welt?

 

mit den Künstler*innen
Jan Brandt
Olivia Hyunsin Kim
Nástio Mosquito
Ian Purnell

 

sowie mit
Médard Kabanda (Afrika-Kooperative Münster)
Kristina Scepanski (Westfälischer Kunstverein)
Georgios Tsakalidis (Integrationsrat der Stadt Münster)

Kamera & Schnitt: Philipp Wachowitz