Mit Bettina Bruns, Miriam Michel, Daniel Göritz, Ronald Lippok

 

Ausgehend von Annette von Droste Hülshoffs lebensveränderndem Sommer 1820, in dem sie am moralischen Verrat zweier, ihr lieben, Männer scheiterte, präsentieren wir ein performatives Konzert. Die Sängerin Bettina Bruns und die Performerin Miriam Michel spielen, singen, sprechen, lesen und diskutieren – unterstützt von den Musikern Ronald Lippok und Daniel Göritz. Sie bringen Gedichte von Annette von Droste Hülshoff, selbst komponierte Vertonungen, sowie Johann Sebastian Bach kontrastierend mit Punkmusik oder Barock zu Gehör und nicht zuletzt Ausschnitte aus Karen Duves Erfolgsroman Fräulein Nettes kurzer Sommer (Galiani Verlag).
Das Konzert ist gleichzeitig die Einladung zum Projekt 
Fräulein Nette unterwegs, das für Frühsommer 2021 mit vielen Kooperationspartner*innen in der Region entsteht.

 

Wir betrachten die Langsamkeit des Reisens – zu Pferd und in der Kutsche, aber auch das Zuhause als Kokon, als Schutzwall gegen eine kalte, dunkle Außenwelt in der Zeit des Biedermeier. Dieser private Kokon konnte auch vor einer vom Katholizismus geprägten Moralvorstellung schützen, die wenig Verständnis für laute, Raum einnehmende, mutige Frauen hatte.

 

 

200 Jahre nach dem »Katastrophensommer 1820« begeben wir uns auf Spurensuche nach Orten, Personen und seelischen Kakophonien. Eine emotionale musikalische Positionierung zweier Künstlerinnen wird so zum anarchisch-poetischen Moment der Solidarität mit Annette von Droste Hülshoff. Ein Moment der Solidarität mit Menschen überall, die an den Regeln einer vermeintlichen Normalität scheitern und sich dafür schämen, aber ultimativ doch eines in diesem Zusammenbruch erkennen können: die Schönheit der Zerstörung, des Neuanfangs, der Neuvermessung der eigenen Welt.

 

 

Kamera & Schnitt: Jill Abanico