Im Rüschhaus begegnen sich eine Musik und die andere: Auf der einen Seite zwei bestechende Stimmen der deutschsprachigen Gegenwartslyrik, an diesem Abend auf der Bühne als Schwan und Barbar. Auf der anderen Seite: eine Band, die mit Schlagzeug und Syn- thesizer flirrende und doch eingängige Songs in die Welt bringt, zwischen Feuerwerk und Blumenladen. Indielyrik meets Indiemusik.

 

Katharina Schultens und ihr untoter schwan (kookbooks, 2017) zeigen, wie zärtlich und kompliziert verknüpft unsere Gegenwart ist. Ist es nun die Umwelt, die in diesen Texten auftaucht, oder das radikale Innenleben? Welches Blatt Papier passt zwischen Schwan und Ich? (Und welche Feder?)

 

Alexander Gumz schießt aus den Hüften (mit einem lakonischen Colt). In seinem vor Witz strotzenden Band barbaren erwarten (ebenfalls kookbooks, 2018) legen sich statische Städte und dynamische Dörfer übereinander. Verdichtungen werden alltäglich und Alltagssprüche zu Dichtung.

 

Beide Lyrikbände sind so präzise und energetisch, mit so klugen und messerscharfen Pointen, wie es deutsche Songtexte oft gern wären.
Die Songs von Floral Shop dagegen sprechen Englisch. Die vier Musiker aus Münster, Mülheim/Ruhr und Köln produzieren ihre Stücke selbst. Zwischen analogen Drums und digitalen Riffs bauen sie einen eigenen, feinen Kosmos. Der klingt mal nach den 1980ern und mal nach den 2010ern. Von offensiven, Pop-versierten Stücken kippt es in mysteriöse, dunklere – und dann wieder ganz woanders hin. Igor Franjics Stimme, ihr melancholischer Soul, mischt sich ins Spiel der Har- monien. Zusammen sind sie Musik als Poesie.