judge a book by its cover
Worum geht es im Projekt?
Das Künstler*innenbuch ist eine Form, die Jahrhunderte alt ist: Bücher, die nicht nur gelesen werden können, sondern die mit Falten, Umklappen, Auf- und Zudecken, mit Farben, Materialien, Drucktechniken spielen. Sind Künstler*innenbücher also Bildende Kunst oder Literatur?
Fünf Künstler*innen beschäftigen sich mit dieser Form. Sie entdecken das Künstler*innenbuch heute, im digitalen Zeitalter, neu für sich: Andreas Bülhoff, Sebastian Haslauer, Lisa Jeschke und das Duo Muzak & Riha arbeiten über ein Jahr an eigenen Büchern. Unterstützt werden sie von wissenschaftlichen Expert*innen.
Zwei Residenzen ermöglichten den Künstler*innen ihre Arbeit: eine im Kulturgut Haus Nottbeck und eine im Kloster Bentlage Rheine.
Dazwischen lag ein Symposium am Center for Literaure, in dem wir uns über die entstehenden Experimente unterhalten: Wie entwickelt sich diese Form nun im digitalen Zeitalter weiter? Sind ein Text als Datei und die ausgedruckte Version dieses Textes dasselbe? Können neue Künstler*innenbücher das Durchblättern von Papier und das Durchklicken am Screen ästhetisch verbinden?
Performances im digitalen Raum, Vorträge und Gesprächsrunden wechseln sich mit Präsentationen konkreter Buchprojekte ab. Das Symposium fand Ende Januar 2022 digital statt.
Beteiligte:Maike Aden, Hannes Bajohr, Andreas Bülhoff, Lütfiye Güzel, Sebastian Haslauer, Viola Hildebrand-Schat, Lisa Jeschke, Alessandro Ludovico, Muzak & Riha, Katharina Neuburger, Janine Sack, Monika Schmitz-Emans, Christoph Schulz, Timm Ulrichs
judge a book by its cover ist eine interdisziplinäre Werkstatt von Burg Hülshoff – Center for Literature, Kloster Bentlage Rheine und Literaturmuseum Haus Nottbeck, gefördert durch den Deutschen Literaturfonds und das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW im Förderprogramm »Regionale Kulturpolitik«. In Kooperation mit dem DFG-Projekt Das Künstlerbuch als ästhetisches Experiment an der Ruhr-Universität Bochum und mit Indiecon – Independent Publishing Festival.
Es wurden alle Anstrengungen unternommen, um die Rechteinhaber*innen ausfindig zu machen und die Erlaubnis zur Reproduktion aller Materialien einzuholen. Bitte setzen Sie sich mit uns in Verbindung, wenn Sie Fragen haben oder Informationen zu gezeigten Materialien oder Rechteinhaber*innen haben.
Perfomance
oder redo
von Andreas Bülhoff, Lütfiye Güzel, Lisa Jeschke
Zur Eröffnung des Symposiums performen die Lyriker*innen Andreas Bülhoff, Lütfiye Güzel und Lisa Jeschke zusammen. Ein Text wird gelesen und zeitgleich in zwei Google-Dokumenten abgetippt. Wieviele Texte erleben wir also gleichzeitig? Let’s see.
Vortrag
Das Künstlerbuch als Textinszenierung
von Monika Schmitz-Emans
In der ersten Lecture des Symposiums spricht Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Monika Schmitz-Emans darüber, wie Bücher ursprünglich fürs Theater gedachte Texte inszenieren. Eröffnen Bücher immer schon inszenierte Räume?
Vortrag
Buch, Text, Datei. Schreiben unter digitalen Bedingungen
von Hannes Bajohr
Der Autor und Literaturwissenschaftler Dr. Hannes Bajohr stellt in der zweiten Lecture von judge a book by its cover seine eigene künstlerische Praxiszwischen Digitalität, Buch und konzeptueller Kunst im Kollektiv 0x0a vor, das er zusammen mit Gregor Weichbrodt betreibt.
Vortrag
Der Blick hinter das Vertraute. Sinnkonstitution durch Neukontextualisierung
von Viola Hildebrand-Schat
Zu chemischen Experimenten mit dem Medium Papier und Darstellung genetischer Daten in Künstler*innenbüchern spricht die Kunsthistorikerin Prof. Dr. Viola Hildebrand-Schat in ihrer Lecture. Sie erläutert daran auch, inwieweit diese Praxis als künstlerische Forschung zu verstehen ist.
Josef Schwaiger: Runge Revisited, 2019 © VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Vortrag
Digital Bookishness II. Zur Parallelität zwischen analogen und digitalen Realisationen literarischer Werke in der aktuellen publizistischen Praxis
von Christoph Schulz
Mit einem Fokus auf digitale Simulationen buchspezifischer Materialität und digital erweiterten Publikationen schlägt der Literaturwissenschaftler und Kunsthistoriker Dr. Christoph Schulz den Bogen zwischen Objekt und Digitalität.
Gespräch
Avantgarde on demand. Künstler*innenbücher zwischen Totalkunst und Download
mit Maike Aden, Timm Ulrichs, Katharina Neuburger
moderiert von Jörg Albrecht
Der erste Gesprächsblock stellt Beispiele physischer Künstler*innenbücher vor. Der »Totalkünstler« Timm Ulrichs spricht über seine eigene Praxis durch die Jahrzehnte. Die Kunstwissenschaflterin Dr. Maike Aden präsentiert die avantgardistische Arbeit des mexikanischen Künstlers Ulises Carrión. Und die Kunsthistorikerin Dr. Katharina Neuburger verknüpft verschiedene avantgardistische Beispiele und erläutert, wie sie Denkkörper verstofflichen.
Gespräch
On dirty data and clean covers – Modes of publication in post-digital space
mit Andreas Bülhoff, Lisa Jeschke, Alessandro Ludovico, Janine Sack
Im zweiten Gesprächsblock geht es um Publikationen im post-digitalen Raum. Beteiligt sind mit Andreas Bülhoff und Lisa Jeschke zwei Künstler*innen des Projekts judge a book by its cover. Mit ihnen diskutieren Janine Sack, Art-Direktorin und Verlegerin u.a. digitaler Publikationen, und Alessandro Ludovico, Design- und Medienwissenschaftler.
Präsentation
von Muzak & Riha
Hier präsentiert das Duo Muzak & Riha ihr Künstlerbuch – ein Datenexperiment.
Präsentation
von Sebastian Haslauer
Sebastian Haslauer zeigt seine Sammlung von Skizzen und iPhone-Texten, Vorstufen zu seinem Künstlerbuch.
Präsentation
von Lisa Jeschke
Für ihr Künstlerinnenbuch erkundet Lisa Jeschke die Ästhetik von Akten und analoger Datenkommunikation.
Bildmaterial Seite 1 & 2 © Lucy Beynon & Lisa Jeschke
Foto Seite 3 © Martin Richartz / Schamrock.org, nachbearbeitet von Lisa Jeschke
Präsentation
von Andreas Bülhoff
Mit Andreas Bülhoff geht es in die Sphären seines post-digitalen Künstlerbuchs.